Vorträge und Betriebsbesichtigung
Milchviehtag 2024

Die Teilnehmer des Milchvietages stehen vor dem Gebäude eines Milchviehstalles.Zoombild vorhanden

© Florian Scharf

Beim traditionellen Milchviehtag in Eppenschlag im März 2024 standen Vorträge rund um die Milchviehhaltung auf der Tagesordnung. Am Nachmittag besichtigte die Gruppe den neu gebauten Milchviehstall mit digitaler Technik von Familie Braml in Haufang.

Barbara Störringer vom AELF Regen zeigte die Hürden der Stallerweiterung bezüglich der TA-Luft auf. Betriebe, die ihren Großviehbesatz durch Anbau, Umbau, Neubau erheblich erweitern, müssen die Emissionen berechnen. Aufgrund dessen ergeben sich Abstände zu Wohngebieten, Flora- Fauna-Habitat- Gebieten, Forstflächen und Biotopen, die zwingend einzuhalten sind, um schädliche Umwelteinflüsse zu vermeiden.

Die Referentinnen und Referenten beim Milchviehtag sind auf einem Gruppenbild zu sehen.

© Josef Köck, AELF Regen

Tipps vom Veterinäramt
Iris Schoppe vom Veterinäramt Freyung-Grafenau zeigte anhand von Fotos, wie sie bei Besuchen die Optik der Betriebe nicht vorfinden möchte, betonte aber auch immer wieder, dass es sich um Extrembeispiele handelt. Unter dem Titel "The Big Five" gab sie mittels eines 5- Punkte- Katalogs Tipps, wofür Landwirtinnen und Landwirte auf ihren Betrieben sensibler werden sollen. Folgende Bereiche wurden angesprochen: Liegemöglichkeit, Futter-/Wasserversorgung, Technopathien, Versorgung kranker und verletzter Rinder, Verletzungsgefahren für die Tiere. Abschließend wies die Referentin auf das Informationsblatt zur Rinderhaltung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hin.
Netzwerk DigiMilch
Dr. Isabella Lorenzini von der Landesanstalt für Landwirtschaft am Institut für Landtechnik und Tierhaltung stellte die Erkenntnisse nach vier Jahren DigiMilch vor. Das Netzwerk DigiMilch stellt eine Verknüpfung von Wissenschaft, Software- und Maschinenherstellern, Selbsthilfeeinrichtungen und Praxisbetrieben dar. Es zeigt in sechs Demonstrationsprojekten die Vernetzung von Feld bis zum Stall auf.

Die einzelnen Felder sind

  • Wirtschaftsdüngermanagement,
  • sensorgestützte Ertragsermittlung,
  • Fütterungsmanagement,
  • vernetzte Stalltechnik,
  • vernetzte, tierindividuelle Sensorsysteme.
Fazit ihrer Ausführungen war, dass die Nutzung der erhobenen Daten zum Umweltschutz und Tierwohl beitragen. Ein Beispiel ist die Erfassung physiologischer Parameter während verschiedenen Hitzebelastungsperioden zur Etablierung eines Referenzwertes. Ausbaufähig ist die Schaffung von Schnittstellen zwischen den einzelnen Systemen.
Das bayerische Sonderprogramm Landwirtschaft
Ulla Scheibke vom AELF Regen stellte die Möglichkeiten, Anforderungen und Förderungen zur Digitalisierung im Betrieb im Rahmen des bayerischen Sonderprogramms Landwirtschaft Digital (BaySL Digital) dar. Sämtliche, in einer kontinuierlich aktualisierten Produktliste aufgeführten Systeme dienen der Umweltverträglichkeit, der Steigerung des Tierwohls, dem Erhalt der Biodiversität und der Optimierung des Betriebsmanagements. Eine Antragstellung ist ausschließlich online über iBALIS bis zum 31.12.2027 möglich. Die Referentin wies darauf hin, dass die Investitionen erst nach erfolgtem Zuwendungsbescheid getätigt werden dürfen und eine Zweckbindung von fünf Jahren eingehalten werden muss.

Bayerisches Sonderprogramm Landwirtschaft Digital - Staatsministerium Externer Link

Neue Erkenntnisse bei der Kälberaufzucht
Florian Scharf vom AELF Abensberg-Landshut fragte zu Beginn seines Vortrags über Kälberaufzucht: "Wann beginnt die Aufzucht des Kalbes?" Schlussendlich schon bei der Auswahl des Besamungsbullen und erfolgter Trächtigkeit der Kuh. Er stellte neue Erkenntnisse zur negativen Auswirkung von Hitzestress auf das ungeborene Kalb und seine weiteren Nachkommen dar. Die früher auch von ihm propagierte restriktive Fütterung der Kälber mit Biestmilch und Milch muss aufgrund von Versuchsergebnissen revidiert werden. Ein zeitnahes Vertränken von mindestens vier Litern Biestmilch wird mit frohwüchsigen, gesunden Kälbern und später leistungsbereiten Kühen belohnt. Das rechtfertigt, laut Scharf, auch schlaflose Nächte. Es empfiehlt sich, den Kälbern in der weiteren Aufzucht die Milch ad libitum anzubieten. Gerade in der kalten Jahreszeit benötigen die Kälber schon 1 bis 2 Liter zur Thermoregulation.
Besichtigung eines modernen Milchviehstalles

Familie Braml in Saldenburg hat vom Dorfkern ausgesiedelt und vor drei Jahren ihren neuen Milchviehstall bezogen. Insgesamt fühlen sich hier an die 150 Rinder in ihrem Stall wohl. Die Zielvorstellung von Familie Braml was, dass maximal zwei Personen- unterstützt von Technik- den Betrieb managen können. Eingebaut wurden ein automatisches Melksystem mit Progesterontest zur Brunsterkennung.

Die Silos des automatischen Fütterungssystems werden alle zwei Tage befüllt, so dass am Barren der Jungrinder zwei Mal und an dem der Kühe sechs Mal täglich die Mischration vorgelegt werden kann. Die Rationen der Kälber im Iglu werden automatisch fünf Mal am Tag frisch angemischt und zeitgenau verteilt. Jedes Kalb wird individuell getränkt. Den Kälbern im Stall steht über einen Automaten die Milch ad libitum zur Verfügung.

Auch bei der Reinigung der Spalten setzt Familie Braml auf Technik. Ein Spaltenroboter säubert die Spalten der Gänge zwölf Mal am Tag auf verschiedenen Routen.

Zum Schluss
Der Betriebsleiter gab den Bauwilligen den Hinweis mit auf den Weg, so viel Ställe wie möglich in der Planungsphase anzuschauen, um mitzunehmen, was einem gefällt und auszuschließen, was man nicht will. Es und seine Familie würden wieder so bauen, da sie nach drei Jahren immer noch zufrieden sind mit Stall und Equipment.
Dank
Organisatorin Ulla Scheibke dankte allen Beteiligten und Familie Braml.