Kochkurs am AELF Regen
Wintergemüse neu entdeckt

Regionales Wintergemüse punktet mit Geschmack, wertvollen Inhaltsstoffen und klimaverträglicher Erzeugung. Ein Kochkurs des Projekts 55+ im Februar 2024 präsentierte den Küchenklassiker im neuen, kreativen Gewand.

Bei Wintergemüse denken viele an Hausmannskost aus Omas Zeiten wie Krautwickel oder Grünkohl mit Pinkel. Heimisches Wintergemüse ist angesichts eines ganzjährig verfügbaren Angebots an Tomaten, Gurken und Co. in den Einkaufsmärkten ins Hintertreffen geraten. Doch Fakt ist: Sommergemüse wächst im Winter nur in beheizten Gewächshäusern und fernen Ländern. Um Transportstrecken mit Schiff oder Flugzeug zu überstehen, wird es in der Regel unreif geerntet. Das kann sich in einem faden Geschmack bemerkbar machen.

Große Bühne für Kraut und Rüben und Co.
Wintergemüse wie Weißkraut, Blaukraut, Rosenkohl, rote Bete, gelbe Rüben, Sellerie, Wurzelpetersilie oder Pastinaken stammt dagegen meist aus heimischem Anbau, kann ausreifen und belohnt mit einem geschmacksintensiven Aroma. Es wird entweder im Winter geerntet oder lässt sich so lange lagern, dass es die ganze Wintersaison über verfügbar ist. Bei einigen Gemüsearten bringt sogar erst der Frost die besondere Note, da er die Stärke im Inneren der Pflanzen in Zucker umwandelt.
Kochkurs mit Wintergemüse trifft ins Schwarze
Um diese Vorzüge wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken, hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regen im Rahmen des Projekts Generation 55+ einen Kochkurs "Regionale Winterküche" organisiert. Mit 20 Hobbyköchinnen und -köchen quer über die beiden Landkreise Regen und Freyung- Grafenau verstreut war die Schulküche bis auf den letzten Platz gefüllt. Hauswirtschaftsmeisterin Helga Ertl brachte ein buntes Potpourri an ausgewählten Rezepten und Gemüse mit, die sie an die Teilnehmenden verteilte.
Gewusst wie
"Wintergemüse ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Ballaststoffen. Alles, was man braucht, um das Immunsystem zu stärken und fit durch den Winter zu kommen", gab die Referentin allen mit auf den Weg. Im Laufe des Nachmittags stand sie für alle Fragen zur Verfügung und verrät Tipps und Kniffe aus ihrer langjährigen Berufspraxis.
Leckere und gesunde Wintergerichte
So entstanden nach und nach leckere Gerichte wie Rosenkohlsuppe, Spitzkohlpfanne mit Feta, Fischfilet auf Möhren-Kohlrabi-Julienne, Rote-Bete-Pflanzerl mit Meerrettichsoße oder Kartoffel-Pastinaken-Stampf. Für Helga Ertl liegt der Schlüssel für die feine Wintergemüseküche vor allem in der kreativen und modernen Zubereitung: "Gewürze wie Muskat oder Chili sorgen für ein besonderes Aroma oder ein Hauch von Honig mildert das Bittere oder Scharfe." Denn manche Gemüsesorten wie zum Beispiel Chicorée oder Rosenkohl enthalten Bitterstoffe. Diese sind gut für die Verdauung, Stoffwechsel und Kreislauf.
Stärkung des Immunsystems
Für die Schärfe sind die sogenannten Glucosinolate zuständig. Sie stecken zum Beispiel in allen Kohlsorten oder im Meerrettich und wirken antibakteriell, entzündungshemmend und fördern die Durchblutung. Ein Immunbooster, um typischen Winterkrankheiten wie Husten oder Schnupfen vorzubeugen.
Aktiver Klimaschutz
Doch wer mit regionalem und saisonalem Gemüse kocht, tut nicht nur für die Gesundheit etwas Gutes, sondern auch für die Umwelt. Wird Gemüse in seiner Haupterntezeit und aus dem Freiland bevorzugt, trägt dies zur Verringerung der schädlichen Treibhausgase und zum Klimaschutz bei. Darüber hinaus wird die heimische Landwirtschaft gestärkt.
Das Beste kommt zum Schluss...
Die Köchinnen und Köche hatten ihre Speisen zubereitet und adrett angerichtet. Das reichhaltige Büfett in der guten Stube der Hauswirtschaftsschule war eröffnet. Den Teilnehmenden hat das gemeinsame Kochen sichtlich Spaß gemacht. Es wurde probiert, gefachsimpelt und gelacht. Eine Teilnehmerin fasste für sich zusammen: "Das gibt’s jetzt zuhause öfter." Eine Rezeptsammlung, ein Saisonkalender und ein wiederverwendbarer Stoffgemüsebeutel vom AELF werden an diese guten Vorsätze erinnern.