Drohneneinsatz in Matzelsried
Agrardrohnen: Helfer für die Landwirtschaft

Der Einsatz von Agrardrohnen ist längst keine Science-Fiction mehr. Gerade wenn im Frühjahr die Mähsaison beginnt, sind sie wertvolle Helfer. Denn Rehkitze ducken sich bei Gefahr in den ersten Lebenswochen und bleiben regungslos in der Wiese liegen, um nicht von Feinden gefunden zu werden.

"Es ist oft kaum zu glauben, dass man in ein bis zwei Meter Entfernung an einem Tier in einer Wiese vorbeigeht und man es doch nicht sieht", berichtet Stefan Wiesent aus Erfahrung. Der Einsatz von Drohnen mit einer Wärmebildkamera ist für die Bewirtschafter eine von vielen Möglichkeiten, um Wildtiere vor dem Mähtod zu bewahren.

Ein Job für Frühaufsteher

"Der Arbeitstag beginnt meist um vier Uhr morgens, denn ohne Sonneneinstrahlung kann man die Wärmesignatur eines Tieres am besten finden", berichtet der Drohnenpilot, der die Technik als Dienstleister anbietet. Meist arbeitet er im Team, das heißt, eine Person bedient die Drohne und wechselt bei Bedarf die Akkus, ein zweiter Helfer trägt die Kitze mit Handschuhen und dicken Grasbüscheln an den Rand der Wiese.

Ein Job für Frühaufsteher

"Hundeboxen mit einem Tragegriff eignen sich gut für eine kurzzeitige Fixierung, damit die Tiere nicht wieder in die Wiese reinlaufen", gibt er als Tipp. Bei vielen Kitzen in der Wiese sei es enorm wichtig, mitzuzählen, ob auch alle Tiere aus dem Gefahrenbereich entfernt wurden. Bei gutem Licht könne so bei ihm eine hohe Erfolgsquote von ca. 95 % erzielt werden. Anschaulich zeigte er anhand zweier Drohnen, wie der Einsatz in der Praxis funktioniert. Mithilfe der Wärmebildkamera kann er auf einem Display sowohl das sichtbare Bild als auch Lebewesen als rot erscheinende Punkte erkennen.

Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft und Landwirtschaft zum Wohl der Tiere

Wildlebensraumberaterin Veronika Eberl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regen, die die Veranstaltung organisierte hatte, verwies auf die Förderung von Drohnen zur Wildtierrettung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium. Ab sofort können beispielsweise Kreisjagdvereine oder andere eingetragene Vereine einen Zuschuss bis zu 60 % der förderfähigen Gesamtkosten, maximal 4.000.- € erhalten. Die Antragstellung muss bis zum 14. Juni 2024 erfolgen. Sebastian Berndl von der Unteren Jagdbehörde in Regen appellierte in diesem Zusammenhang an eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft und Landwirtschaft.

Helfer bei der Einsaat von Zwischenfrüchten, Untersaaten oder Wiesennachsaaten

Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich ist das Säen von Zwischenfrüchten, Untersaaten oder Wiesennachsaaten mit einer größeren, schwereren Agrardrohne. Beispielsweise kann kurz vor der Ernte des Getreides oder auch im kniehohen Maisbestand eine Untersaat wie Weißklee oder Weidelgras eingesät werden. Nach der Ernte hat die Untersaat idealerweise den Boden bereits bedeckt, so dass das Unkraut unterdrückt und der Boden vor Erosion geschützt wird.
"Wichtig ist, dass genügend Niederschlag fällt, damit die Untersaat auch aufgehen kann", berichtet der Fachmann. Mit der Drohne können so oft mehrere Überfahrten mit dem Schlepper vermieden werden, so dass keine Bodenverdichtungen entstehen. Die Aussaat erfolgt damit wesentlich schneller und reduziert den Arbeitsaufwand und Treibstoffverbrauch. Insgesamt kann die Drohnentechnik somit zu einer nachhaltigen Landbewirtschaftung beitragen.
Anschließend ließ der Drohnenpilot die imposante Agrardrohne, die beladen mit Saatgut knapp 80 kg wiegen kann, in die Lüfte steigen. Trotz Wind, Regen und Kälte konnte das Gerät problemlos Kurs halten. Anschließend beantwortete Stefan Wiesent kompetent die vielen Fragen der Teilnehmer. Er ging auf den Drohnenführerschein und weitere Anwendungsgebiete wie Gebäude- und Flächenvermessungen oder Funktionsprüfung von Photovoltaikanlagen ein. Veronika Eberl bedankte sich am Schluss beim Referenten für den anschaulichen Vortrag und bei Josef Hagengruber, der seinen Betrieb für die Vorführung zur Verfügung gestellt hatte.