Erschließung
Lindenauer Waldweg nimmt Gestalt an

Zugang zu den Wälder in den Osthängen des Hirschensteins schließt wichtige Lücken in Achslachs Wäldern

In den letzten Jahren haben viele Waldeigentümer in der Region eine bittere Erfahrung machen müssen. Seit 2015 plagen Borkenkäfer, Stürme und Schneebruch in Serie unsere vorratsreichen Wälder und lassen die Eigentümer nicht mehr zur Ruhe kommen. Sind von Schadholz betroffene Waldgebiete nicht erschlossen, wird es zeitaufwendig, mühsam und oft gefährlich für die Waldbesitzer und die Forstunternehmer. Und oft muss im Schadensfall zu viel Holz auf einmal über lange Strecken über unbefestigte Rückepfade transportiert werden. Schäden am Weg und am Waldboden bleiben bei diesen unbefestigten Waldwegen dann nicht aus. Ohne befestigte Waldwege lassen sich die heimischen Wälder weder gegen den seit 2015 allgegenwärtigen Borkenkäfer verteidigen, noch klimagerecht umbauen. Ohne befestigte Waldwege fehlen unseren Wäldern schlicht die Haustüren.

Planung des Wegs

Der Lindenauer Waldweg ist ein Gemeinschaftsprojekt. 26 Grundstückseigentümer, die Gemeinde Achslach mit ihrer Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner und die Bayerische Forstverwaltung mit dem Revierförster Alfons Scherer ziehen an einem Strang, um mit fast drei Kilometer Neubau über 100 ha Wald zugänglich zu machen. Drei Kilometer neugebauter Forstweg öffnet nun die sprichwörtliche Tür zu einem wundervollen Waldgebiet an den Osthängen des Hirschenstein und bietet Aus- und Einblicke über Achslachs Landschaft und Wälder. Viel Zeit und Energie haben Alfons Scherer und Gaby Wittenzellner in dieses wichtige Projekt gesteckt, unzählige Gespräche geführt, Menschen überzeugt und mitgenommen und Möglichkeiten der Trassenführung abgestimmt und abgesprochen. Naturschutz und Wasserwirtschaft wurden mit ihrer Expertise beteiligt und konnten das Vorhaben befürworten.

Ein Beitrag zur Erholung im Wald

Für Achslachs Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner lohnt das Engagement der Gemeinde im Waldwegebau. „Der Forstwegebau ist nach wie vor entscheidend, um unsere Wälder bedarfsgerecht zu erschließen, schonend und nachhaltig zu bewirtschaften und für Bevölkerung und Urlaubsgäste einen Zugang zu unseren Naturschönheiten zu ermöglichen. Urlaub daheim in unserer Corona-Zeit hat gezeigt, wie bedeutsam und wertvoll unsere Heimat für uns selbst und unsere Gäste ist“, so Wittenzellner. Der Freistaat Bayern wird das Wegebauprojekt mit 90 % der Gesamtkosten von über 244.000 € netto unterstützen. Die Bauträgerschaft übernahm die Gemeinde Achslach, als Bauleiter fungierte Förster Alfons Scherer.

Grundlage für die Pflege des Waldes

Für Bereichsleiter Stefan Schaffner, Förster Alfons Scherer, Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner und ihre Gemeinderatskollegen sind diese Gelder vom Staat und von den Waldbesitzern eine wesentliche Zukunftsinvestition. „Ohne Forstwege haben es die Waldeigentümer immer schwerer, die Pflege und die nachhaltige und naturnahe Nutzung der Wälder umzusetzen. Insbesondere der Kampf gegen den Borkenkäfer oder die Aufarbeitung von Sturmholz wird durch die Erschließungsmaßnahmen einfacher und vor allem sicherer“, so Schaffner. Benötigt der Waldbesitzer einen Forstunternehmer für Einschlag und Rückung, muss der Waldbesitzer eine schlechte Erschließung mit höheren Aufarbeitungskosten bezahlen, denn die Arbeit dauert länger, Maschine und Mensch werden mehr beansprucht. Brauchen viele Waldbeitzer zur gleichen Zeit Forstunternehmer, dann müssen Aufträge in unerschlossenen Gebieten oft hintenanstehen.

Ein Weg in die Zukunft

„Wenn wir zukunftsfähige Wälder haben wollen, die mit dem neuen Klima zurechtkommen, müssen wir mit der Natur wirtschaften“, so Schaffner. Und dazu braucht es Waldbestände mit mehr als vier Baumarten, die gemischt und strukturiert sind, die einen Unter- und Zwischenstand aus kleineren und halbwüchsigen Bäumen haben und eine zahlreiche Vorausverjüngung aus ganz kleinen Bäumchen aufweisen. Hierzu braucht es eine Grund- und Feinerschließung mit Forstwegen und Rückewegen, denn mit der Natur wirtschaften heißt auf ganzer Fläche immer wiederkehrend eher sehr kleinflächig Holz zu entnehmen, also gezielt immer wieder einzelne Bäume zu entnehmen. Das Waldbild ändert sich so kaum merklich. Alte Bäume machen immer wieder jüngeren Bäumen Platz, der Wald und seine Struktur bleibt auf den ersten Blick unverändert. Große Kahlflächen entstehen in der Regel nicht mehr. Alleine die Natur wirken zu lassen, funktioniert nicht, denn unsere Gesellschaft braucht heimisch erzeugtes Holz als Baustoff und als Energieträger, auch um Klimaschutz zu betreiben.

Ohne Waldwege keine erlebbare Waldheimat

„Wir brauchen mit Forststraßen und -wegen erschlossene und flächig begehbare Wälder, um uns erholen zu können und unsere Landschaft für einen naturnahen Tourismus zu erschließen, so Schaffner. Und der junge Trend E-Bikes macht das Forstwegenetz im Bayerischen Wald bedeutsamer, denn er erweitert das Radfahren nun auch für viele nicht ganz so sportliche Zielgruppen. Fahrradfahren mit E-Unterstützung wird für viele Menschen auch im bergigen Gelände bewältigbar. Der Bayerische Wald kann bereits mit einem weitverzweigten Netz an Forststraßen aufwarten. Jede neue Forststraße stärkt damit auch den Tourismus. Und Achslachs Wälder sind nun um eine weitere Strecke und eine weitere Anbindung reicher. Umso wichtiger, dass sich unsere radfahrenden und wandernden Besucher auch als Gäste im Wald und im Waldeigentum sehen und sich als Gäste zu benehmen wissen.

Zu Gast in der Natur

Forststraßen sind für die Holzabfuhr ausgebaut; selbstverständlich dass hier Fahrzeuge und Forstmaschinen fahren, selbstverständlich, dass Waldarbeiten stattfinden. Finden Waldarbeiten statt, müssen die Absperrungen respektiert werden. Auch klar, dass nach Forstarbeiten die Wege noch Spuren aufweisen, die dann aber aus Eigeninteresse der Waldeigentümer wieder instandgesetzt werden, um den Weg zu erhalten. Schaffner wünscht sich einerseits mehr Verständnis von Waldbesuchern für die Belange der Waldeigentümer und mehr Bewusstsein dafür, dass wir alle zu Gast sind in der Waldnatur und immer auch zu Gast bei einem Waldeigentümer.

Wege für die nachhaltige Waldnutzung

Die Gemeinde Achslach engagiert sich seit 1978 im Waldwegebau. Seitdem wurden in 6 geförderten Wegebauprojekten knapp 15 km Forststraßen fertiggestellt, die weit über 400 Hektar Waldflächen erschließen. Für Achslachs Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner ist das gemeindliche Engagement eine Notwendigkeit, „um das Gemeindegebiet lebens- und erlebenswert zu entwickeln. Nur so gelingt es, dass unsere Waldbesitzer, Bürger und Besucher unseren Wald nutzen, erhalten und erleben können. Auf der gleichen Flächen und zumeist zur gleichen Zeit“, so Wittenzellner.